Der heute zum Weltkulturerbe zählende und im Museum Unterlinden in Colmar aufgestellte Isenheimer Altar übt eine große Faszination aus. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts gab die Antonius-Bruderschaft das aufwändige Kunstwerk eigens für die Heilung von Kranken in Auftrag. Der Orden war auf die Behandlung des sog. Antoniusfeuers spezialisiert und setzte auf die Wirkung von Heilpflanzen, die Spendung der Sakramente und – was aus heutiger Sicht ungewöhnlich erscheint – auf die Anschauung von Kunstwerken. Der Bildschnitzer von Hagenau und der Maler Grünewald schufen für die Klosterkirche in Isenheim ein Gesamtkunstwerk mit einem ausgefeilten theologisch-therapeutischen Programm, das sich in einer Abfolge von drei Schauseiten entwickelt. Die Kranken wurden zu Beginn der Aufnahme ins Spital vor den Altar gebracht. Dort konnten sie ihre Situation im Angesicht der Darstellungen der Heilsgeschichte Christi, der Gottesmutter und verschiedener Heiliger reflektieren und die wohltuenden Botschaften aufnehmen.

Frau Dr. Martina Aras erörtert theologische Aspekte der Leib-Seele-Einheit. Frau Dr. Gudrun Pamme-Vogelsang wird uns die kunsthistorischen Besonderheiten des 2022 restaurierten Altars erläutern. Die Auseinandersetzung mit dem exemplarischen Kunstwerk ist für neue (interdisziplinäre) Veranstaltungsformate interessant, die wir gemeinsam als Ergebnis der Fortbildung in den Blick nehmen und fortentwickeln.