Als Jürgen Hocker aus Bergisch Gladbach Anfang der 1980er Jahre begann, Selbstspielklaviere zu sammeln, ahnte er nicht, welchen Einfluss er damit auf die Musikgeschichte nehmen würde. Nur wenige Jahre später wurde sein Haus zum Treffpunkt prominenter Vertreter der Neuen Musik und seine Klaviere tourten durch ganz Europa.
Selbstspielklaviere wurden Anfang des 20. Jahrhunderts erfunden und können als Vorläufer der Schallplatte betrachtet werden. Ihr Zweck war es, Musik auf Lochrollen zu speichern und jederzeit automatisch wiederzugeben. Ab den 1960er Jahren machten sich avantgardistische Komponisten diese Technik zunutze, um Musikstücke zu schaffen, die so schnell und komplex sind, dass sie von menschlichen Pianisten nicht mehr spielbar sind. Ein neues Genre der sogenannten „Neuen Musik“ entstand, das insbesondere der amerikanische Komponist Conlon Nancarrow mit großer Akribie und Perfektion vorantrieb.
Für seine Auftritte in Europa stellte Jürgen Hocker ihm seine selbstspielenden Flügel und Klaviere zur Verfügung. Daraus entwickelte sich ein langjähriger und intensiver Austausch zwischen Nancarrow und dem Chemiker aus Bergisch Gladbach, der gleichzeitig auch zu seinem Biografen wurde.